Deutsche Zeitschriften, Schweizer Preise
Am 6. Januar 2011 titelte das „20 Minuten“ gross: „Dagobert Duck zockt Schweizer Kinde aber“, und „Lustiges Taschenbuch: Preis verdirbt den Spass“.
Eine Schweinerei. Nicht von Dagobert Duck, sondern vom „20 Minunten“. Und das 20 Minuten kann froh sein, dass Dagobert Duck viel zu knausrig ist, um Anwälte zu beauftragen, etwas gegen diesen Fall von Rufschädigung zu tun.
Natürlich ist das Lustige Taschenbuch – wie jedes ausländische Produkt, das in der Schweiz gekauft werden kann – hier teurer als im Ursprungsland. Das hat verschiedene Gründe.
Erstens entstehen bei der Auslieferung an Verkaufsstellen im Ausland höhere Lieferkosten (Lieferung, Verzollung). So sind denn die Euro-Preise des Lustigen Taschenbuchs für Österreich höher als für Deutschland, für die BeNeLux-Staaten noch höher, und für Frankreich, Italien, Spanien und Portugal nochmals höher. Sogar höher als für die Schweiz. Denn für die letzteren EU-Länder fallen zwar keine Zollkosten an, aber die Lieferung ist mit zunehmender Distanz immer teurer.
Zweitens kann nicht immer sofort auf Schwankungen des Wechselkurses reagiert werden, sondern der Preis soll möglichst konstant bleiben. Das machen die meisten Firmen so, welche ausländische Produkte an Endverbraucher verkaufen. Beispielsweise warten auch Migros und Coop sehr lange, bis sie winzige Preissenkungen wegen des tiefen Eurokurses gewähren. Und zwingen dabei häufig ihre Lieferanten, die Preisdifferenz zu übernehmen, so dass ihr Gewinn gleich hoch bleibt. Nur wegen dem momentan extrem vorteilhaften Euro-Kurses von 1.25 Franken bzw. dem sehr starken Franken stimmt die Behauptung von 20 Minuten, das Lustige Taschenbuch sei hier 50% teurer als in Deutschland. Beim früheren langjährigen Kurs waren es gerade mal 20-25%.
Und schliesslich mĂĽssen die Preise auch immer ans Preisniveau des Verkaufslandes angepasst werden. Kosten hier vergleichbare inländische Produkte mehr, mĂĽssen die Preise von ausländischen Produkte an diese angepasst werden. Das schĂĽtzt auch die inländischen Produkte: Wären diese massiv teurer als ausländische, wĂĽrde sie niemand mehr kaufen. Genauso mĂĽssen auch Schweizer Produkte im Ausland ans dortige Preisniveau angepasst werden. Was zu noch komischeren Situationen fĂĽhren kann. Kann sich noch jemand an das Schweizer Nachrichtenmagazin „Facts“ erinnern, die von 1995 bis 2007 erschien? Es gab einen Aufschrei, als bekannt wurde, dass dieses im Ausland billiger verkauft wird als in der Schweiz.
Fazit daraus ist, dass weder Dagobert Duck noch das Lustige Taschenbuch für Einfuhrzölle, Lieferkosten, Wechselkurse oder diese Wirtschaftsvorgänge verantwortlich sind. Sie wollen nur eines: Leser unterhalten. Dass das 20 Minuten dieses Ziel vermiesen will und Dagobert Duck zum Sündenbock macht, ist völlig unverständlich.
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