Rekruten missbrauchen Feldpost (nicht!)

„Rekruten missbrauchen Feldpost“, war kĂĽrzlich im 20 Minuten zu lesen. Die Schweizer Armee und die Post haben sich foutiert, dass Rekruten Gegenstände auf Ricardo.ch oder weiteren Auktionsplattformen mit Gratisversand per Feldpost anbieten. „Ein portofreier Versand eines verkauften Ricardo-Produktes ist nicht zulässig, weil der Absender damit zweifellos einen Erwerb bezweckt“, wird Armeesprecher Walter Frik im Zeitungsartikel zitiert. Er sieht darin einen Missbrauch. Ich nicht.

Solange Privatpersonen nur gelegentlich private Dinge über Auktionsplattformen kaufen oder verkaufen, wie sie dies beispielsweise auch auf einem Flohmarkt tun würden, handeln sie nicht gewerbsmässig. Dies im Gegensatz zu Händlern, die damit ein regelmässiges Einkommen erzielen (möchten). Damit gilt die Sendung als persönlich/privat und ist gemäss der Verordnung über die militärische Portofreiheit portofrei bzw. kostenlos. Denn sie wird durch die Abwesenheit infolge des Militärdienstes hervorgerufen. Rekruten bleibt nämlich gar nichts anderes übrig, als das Paket mit der Feldpost zu verschicken!

Ich kann mich noch gut an meine Rekrutenschule erinnern. Beim Abtreten am Samstagmorgen fanden die Vorgesetzten immer einen Grund, die Truppe so lange warten zu lassen, bis der Schnellzug schon weg war. Ich bin dann immer erst gegen Mittag zu Hause angekommen, und musste am Sonntagabend wieder los. Die Post hat am Samstag jedoch nur bis um 11 Uhr geöffnet – sie weigert sich beharrlich, sich an „normale“ Ladenöffnungszeiten anzupassen. Auch am Abend, wenn’s ab und zu Ausgang gab, war die Post natĂĽrlich längstens geschlossen.

Doch von niemandem kann erwartet werden, dass er sein Leben während den 18 oder 21 Wochen der Rekrutenschule auf Eis legt. Den Rekruten steht es also frei, ihr bisheriges Leben ausserhalb der Rekrutenschule weiterzuführen. Wenn dazu das gelegentliche Versteigern von Sachen gehört, die man nicht mehr will, dann müssen sich die Schweizer Armee und die Post damit abfinden.

Übrigens: Das Postgeheimnis gilt natürlich auch im Militär. Die Armee darf also nicht kontrollieren, was sich denn nun in den Paketen befindet.

Feldpost:

Das Versenden von einer zivilen inländischen Adresse an eine militärische und umgekehrt ist bis zu einem Gewicht von 5 kg kostenlos. Soldaten können so Wäsche oder Ansichtskarten nach Hause schicken und erhalten Fresspäckli und andere Post. Jede Kaserne verfĂĽgt ĂĽber eine Poststelle und auch im WK gibt’s ein PostbĂĽro. Ist die Truppe häufig unterwegs („im Feld“), hat sie eine Militärleitzahl (MLZ) ähnlich einer Postleitzahl und erhält Briefe z.B. an „Militär 79216“.

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