Der Bahnhofplatz IST bereits autofrei!

Mittlerweile wird in der Zeitung fast tĂ€glich von Initiativen fĂŒr einen autofreien Bahnhofplatz und dergleichen Diskussionen berichtet. Und dies, obwohl sich die Berner an der Abstimmung fĂŒr einen Bahnhofplatz mit Baldachin UND Autos ausgesprochen hatten. Scheinbar soll damit die Stadtregierung dazu gedrĂ€ngt werden, den demokratischen Volksentscheid ĂŒber den Haufen werfen. Und das wĂ€re ihr wohl sogar noch recht. Denn TschĂ€ppĂ€t möchte ja eigentlich schon lange alle Autos aus der Stadt draussen haben (dazu soll er doch endlich mal stehen und als logische Konsequenz ĂŒberall an der Stadtgrenze Fahrverbots-Schilder aufstellen).
Was mich an all den Forderungen nach einem autofreien Bahnhofplatz aber am meisten stört, ist die Verkennung der wichtigsten Tatsache: DER BAHNHOFPLATZ IST BEREITS AUTOFREI! Wenn die Umbauarbeiten fertig sind, dann können all die Pendler aus dem Zug aussteigen und geschĂŒtzt vor Wind und Wetter in die Innenstadt und zu den Trams und Bussen gelangen, ohne auch nur einem einzigen Auto ĂŒber den Weg gelaufen zu sein. Ich habe keine Ahnung, wieso sich scheinbar bereits niemand mehr an die ChristoffelunterfĂŒhrung erinnert, die schon vorhin bis zum Loeb fĂŒhrte.
Die UnterfĂŒhrung erhĂ€lt 13% mehr FlĂ€che und doppelt so viele VerkaufsflĂ€che wie zuvor. Der Weg durch den Untergrund, wo sich die Pendler nach dem Verlassen des Perrons ja sowieso bereits befinden, wird nach dem Umbau noch viel attraktiver als zuvor.
Wieso soll dies nun plötzlich nicht mehr gut genug sein? Wer kann es nicht erwarten, sofort wieder an die ErdoberflÀche zu gelangen? Der soll mal an einem AngstbewÀltigungskurs teilnehmen.
Es wird also tatsĂ€chlich niemand gezwungen, ĂŒber den FussgĂ€ngerstreifen zwischen BahnhofsgebĂ€ude und Heiliggeistkirche zu gehen, denn – wie gesagt: Der Untergrund ist absolut autofrei!
Trotzdem rĂŒsten sich grĂŒne Parteien und ihre Sympathisanten weiterhin fĂŒr den Totalschlag gegen den Automobilisten als Staatsfeind Nummer eins. Und sind damit egoistischer als egoistisch. Denn wenn sie ums Verrecken oberirdisch ĂŒber einen autofreien Bahnhofplatz hĂ€tten spazieren wollen, dann hĂ€tte man einfach die Autos in den Untergrund bringen können. TatsĂ€chlich hatte man vor dreissig Jahren damit begonnen, vor dem Burgerspital eine Rampe und einen Tunnel zu bauen, um die Autos im ersten Untergeschoss ĂŒber den Bahnhofplatz zu fĂŒhren.
Aber scheinbar kommt den GrĂŒnen beim Gedanken an eine Koexistenz mit den Autofahrern die Galle hoch. Das friedliche Neben- bzw. Übereinander auf dem Bahnhofplatz – sei es so oder so – ist die logischste aller Lösungen. Trotzdem werden nun BEIDE Ebenen fĂŒr die FussgĂ€nger beansprucht. Ich kann den Grund dafĂŒr einfach nicht verstehen.
Gerne verweise ich nachfolgend auch auf meinen in der BernerZeitung abgedruckten Lesebrief:
„Ich verstehe die Diskussion um den autofreien Bahnhofplatz nicht. Diesen wird man zu Fuss ja auch weiterhin autofrei ĂŒberqueren können: im Untergrund nĂ€mlich. Einstiege in die autofreie, unterirdische Welt wird es auch weiterhin rund um den Bahnhof geben. Und damit ist auch wie bisher niemand darauf angewiesen, den Bahnhofsplatz oberirdisch zu ĂŒberqueren. Dass nun Einzelne sowohl den unterirdischen als auch den oberirdischen Teil ausschliesslich fĂŒr die FussgĂ€nger beanspruchen wollen, ist absolut unverstĂ€ndlich. WĂ€re der Bedarf eines oberirdisch autofreien Bahnhofplatzes wirklich so stark gewesen, wie jetzt behauptet wird, hĂ€tte bereits in der Planungsphase das bisherige Nebeneinander auf zwei Ebenen einfach umgedreht werden können/sollen. So hĂ€tte der motorisierte Verkehr mit je einer Rampe beim Bollwerk und vor dem Burgerspital in den Untergrund geleitet werden können, wobei Busse, Taxis und Velos weiterhin oberirdisch gefahren wĂ€ren. Die FussgĂ€nger hĂ€tten damit ohne Einbusse fĂŒr die Autofahrer ihren (oberirdisch) autofreien Bahnhofplatz gehabt.
Ob eine solche Variante je in Betracht gezogen wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. NatĂŒrlich hĂ€tte die Stadt Bern dabei nicht mehr so viele unterirdische GeschĂ€ftslokale teuer vermieten können. Und deshalb wird wohl heute auch weiter nach bisherigem Konzept gebaut.“

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